November 26, 2025| Projekte, Forschung

Parasitologische Untersuchungen an Feuersalamandern in Deutschland

Die Dynamik der Interaktionen zwischen Parasiten und Wirten ist ein Aspekt der Ökosystemforschung, der in jüngerer Zeit zunehmend Aufmerksamkeit in der Wissenschaft erlangt. Während Parasiten früher vor allem im Rahmen der Tiermedizin oder der Erforschung von Zoonosen untersucht wurden, gilt ihre Betrachtung als Bestandteil von Ökosystemen und Nahrungsnetzen in der aktuellen Forschung als entscheidend für das Verständnis ökologischer Prozesse.
Amphibien wurden zwar schon früh im Hinblick auf ihre Parasiten untersucht, doch kamen diese Studien in jüngerer Zeit weitgehend zum Erliegen, insbesondere im Zusammenhang mit dem anhaltenden globalen Amphibiensterben. Eine umfangreiche Entnahme von Wirtstieren ist heute kaum mehr möglich, ohne Populationen zu gefährden oder Schutzmaßnahmen zu unterlaufen. Dadurch entstand in Europa eine Wissenslücke hinsichtlich der Parasitologie von Amphibien. Diese zeigt sich in veralteter Taxonomie, einem Mangel an molekularen Daten und unzureichendem Wissen über Zwischenwirte und bleibt somit weit hinter dem Forschungsstand zu anderen Süßwasserorganismen zurück.
Dabei stellen Amphibien wichtige End- und Zwischenwirte für zahlreiche Parasiten dar, insbesondere für parasitische Würmer (Helminthen). Sie bilden häufig eine zentrale ökologische Brücke zwischen aquatischen und terrestrischen Lebensräumen und regulieren Wirtspopulationen.
Mit der neuen Bedrohung durch Chytridpilze und dem Aufkommen nicht-invasiver sowie molekularer Methoden zum Monitoring von Organismen ist das Interesse an der Parasitologie von Amphibien wieder aufgeflammt. Besonders die Parasitenfauna des Feuersalamanders, dessen Lebensweise und Reproduktion sich deutlich von denen anderer heimischer Schwanzlurche unterscheiden, wurde in der Vergangenheit nur vereinzelt untersucht, meist an wenigen Individuen einzelner Populationen. Untersuchungen an wildlebenden Populationen in Deutschland stammen überwiegend aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Vor dem Hintergrund ihres großen Verbreitungsgebiets, ihrer im Vergleich zu anderen heimischen Schwanzlurchen einzigartigen Lebens- und Reproduktionsweise sowie der Vielzahl an Unterarten und isolierten Populationen wäre eine erneute Untersuchung der Parasitenfauna europäischer Feuersalamander von erheblichem wissenschaftlichem Interesse.

Untersuchung auf helminthischen Parasiten

Um bestehende Wissenslücken zu schließen und eine parasitologische Untersuchung mehrerer Populationen des Feuersalamanders in Deutschland zu initiieren, werden an der Universität Duisburg-Essen – finanziert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) – zunächst drei verschiedene Populationen auf ihre helminthischen Parasiten untersucht. Hierfür werden Tiere, die entweder dem Chytridpilz Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal) zum Opfer gefallen sind oder im Straßenverkehr verendet sind, seziert. Auf diese Weise sollen bestehende Parasitendatenbanken um morphologische und molekulare Datensätze erweitert werden.
Die gewonnenen Informationen bilden die Grundlage für die Entwicklung von Monitoring-Methoden, die ohne die Tötung der Wirtstiere auskommen und somit auch die Untersuchung gesunder Feuersalamander-Populationen in Deutschland und Europa ermöglichen. Auf die taxonomische Bestimmung der nachgewiesenen Parasiten sollen weiterführende Erkenntnisse zu deren Lebenszyklen folgen, um ihre Rolle in den Nahrungsnetzen und Ökosystemen des Feuersalamanders besser zu verstehen. Darüber hinaus soll ihre potenzielle Eignung als Bioindikatoren für den ökologischen Zustand der Salamanderlebensräume bewertet werden.
In weiteren Projektphasen ist geplant, auch andere Amphibienarten und deren Parasiten in die Untersuchungen einzubeziehen. Erkenntnisse und bisherige Herausforderungen im Zusammenhang mit europäischen Amphibienhelminthen sowie eine umfassende Liste der bislang in Europa dokumentierten Helminthen und ihrer Wirte können in der ersten Publikation des Projekts nachgelesen werden: „Amphibian helminths in Europe revisited: taxonomy, threats, and ecological insights

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Frederik Elze
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